Maria Kropfitsch
 

Schwarze Äste wuchern aus einem Vogelhäuschen aus Papier (home, 2013), wenig darunter wägt eine aus Pappe ausgeschnittene Form wie ein Ei aus seinem Nest zu fallen, am Boden ruht ein kleiner weißer, reglos anmutender Hasenkörper. An der Wand reihen sich minutiös-präzise Bleistiftstudien getrockneter Pflanzen auf Papyrus.

Zwischen der leisen atmosphärischen Andeutung an Natur und Vergänglichkeit, Tod und Existenz scheint in der Raumschwebe immer wieder ein Selbstportrait der Künstlerin aufzutauchen, geflochtene Zöpfe, Haar & Hanf wirken wie fragmentarische, persönliche Überbleibsel.

Das konstruierte Idyll und Stimmungsbilder sind aus der Kunstgeschichte als konzeptionelle Ansätze der Landschaftsdarstellung (Idyll, griechisch: eidyllion, ursprünglich "kleines eigenständiges Gedicht" oder "Bildchen" als Ausdruck eines der harmonisch verklärten Lebens) bekannt. Kropfitsch spart jedoch die konkrete Landschaft und Umgebung als greifbaren Bezugspunkt in ihrer Malerei, Zeichnungen und Objekten größtenteils aus, stattdessen werfen Figuren und Objekte als singuläre Versatzstücke in assoziativ-offen gehaltenen Räumen den Betrachter auf sich selbst und die eigene Wahrnehmung zurück. Scheinbar Biografisches wird zur allgemeinen Befragung des Selbst, der Identität und Wahrnehmung des persönlichen Lebensraums.

Ambivalenz und Abgrund

Vordergründig in tiefer Kontemplation in sich selbst oder in symbiotischer Mensch-Tier-Beziehung versunken, wohnt einzeln auftauchenden Protagonistinnen eine rätselhafte Vielschichtigkeit und Schwebe bei. Kropfitsch zeigt in der Ausstellung im Kahnweilerhaus Wahrnehmungsräume, scheinbare "Idyllen", die das Sehen hinterfragen wollen, stellt Fragen an das "Heim", die Auseinandersetzung mit Ängsten und Gefühlen und nach der eigenen Verortung.


Maria Kropfitsch, Zur Arbeit

Die Figur, meine Protagonistin: Sie wirkt wie ein Selbstportrait - und gleichzeitig ist sie Allgemeineres. Mit ihr als Verdichtungspunkt, Zentrum im scheinbar leeren Raum versuche ich den Grad zwischen Verdichtung und Auflösung, den Bezug von Figur und Umraum, auszuloten.
Wo sind mögliche 'Standpunkte', gibt es einen richtigen Ort? Mein Bildraum ist meist nicht geographisch real, sondern angedeutetes Dazwischen, eher eine seelische Ebene. Mit Bleistift, Buntstift und Papier suche ich die Auseinandersetzung mit Fragen der menschlichen Existenz, begegne Ängsten und Gefühlen.


Michael Witlatschil, Zur Arbeit, Oktober 2010

Maria Kropfitsch gibt mit ihren Bildern tiefe und sensible Einblicke in groß dimensionierte Seelenwelten. Auf den ersten Blick mögen diese Welten uns fremd erscheinen. Dennoch mag es dem Betrachter leicht fallen, sich in ihnen zurecht zu finden. In diesen zartfarbigen Bildern ist nichts süßlich.
In den durchaus intimen Bildern schlägt die Anmutung des Fremden mittels der malerischen Intensität unversehens um, in die Berührung des Persönlichen, mehr noch in die Anrührung des Eigenen ihrer Betrachter.